21.02.2024
KULTUR IM PFARRHAUS | Stammt der Dadaismus aus Thüringen? | Vortrag am 28. Februar Wandersleben

Veranstaltung im Rahmen der Reihe KULTUR IM PFARRHAUS am Mittwoch, 28. Februar um 20 Uhr in der Menantes-Literatur-Gedenkstätte (Menantesstr. 2) in Wandersleben, mit historischen Fakten und akrobatischen Rezitationen von und mit Michael von Hintzenstern (Weimar).

Vom „Lied der Nachtigall“ (Waltershausen, 1822) bis zum „Internationalen Kongress der Dadaisten“ (Weimar 1922)

Beim Lesen des Gedichts „Das Lied der Nachtigall“ stellte sich die Frage, ob der Dadaismus wirklich erst 1916 im Cabaret Voltaire in Zürich seine Geburtsstunde erlebte. Was der 1757 in Waltershausen geborene Ornithologe Johann Matthäus Bechstein, Adoptivvater des Schriftstellers Ludwig Bechstein, hier zu Papier gebracht hat, ähnelt in frappierender Weise den Wortlautschöpfungen eines Hugo Ball oder Kurt Schwitters! Dennoch dürften die Autoren unterschiedliche Intentionen gehabt haben! Handelt es sich doch beim „Lied der Nachtigall“ um ein besonders schönes Beispiel der Onomatopoesie – der sprachlichen Nachahmung außersprachlicher Schallereignisse. Der „Vater der Vogelkunde“ versuchte hierbei in minutiöser Weise, den „Gesang“ einer Nachtigall verbal aufzuzeichnen: das Wiederholen und Fortspinnen einzelner Motive, deren Vielfalt verzaubert. Pränataler Dadaismus? Auf jeden Fall ein Vorbote der Laut-Poesie.

1922 traf sich in Weimar die Speerspitze der europäischen Avantgarde zum „Internationalen Kongress der Dadaisten und Konstruktivisten“, unter ihnen weilte der Schöpfer der „Sonate in Urlauten“ (1922-1932) Kurt Schwitters.

Michael von Hintzenstern (* 29. Februar 1956 in Eisenach) ist Musiker, Komponist, Autor und Journalist. Er engagiert sich unter anderem als Präsident des Vereins Klang Projekte Weimar, als Organist und Kurator der „Konzerte an der Liszt-Orgel Denstedt“ und diverser Konzertzyklen und er war Künstlerischer Leiter der „Tage Neuer Musik in Weimar“. Hinzu kommt seine rege Konzerttätigkeit als Solist und mit verschiedenen Ensembles. Seit 1994 ist Michael von Hintzenstern Mitglied des Präsidiums des Landesmusikrates (LMR) Thüringen, zu dessen Gründern er 1990 gehörte. Er wurde mit dem Preis des Internationalen Kompositionswettbewerbs in Boswil/Schweiz sowie dem Weimar-Preis der Stadt Weimar als Dank und Anerkennung ausgezeichnet für sein „engagiertes Wirken auf dem Gebiet der zeitgenössischen, experimentellen und intuitiven Avantgardemusik“ ausgezeichnet.